wenn ich auf meine Kindheit zurückblicke, haben mir meine Eltern eigentlich eine sehr ausgewogene Ernährungsweise und ein einigermaßen gesundes Essverhalten beigebracht. Mindestens einmal am Tag wurde frisch gekocht, es gab viel Gemüse, regelmäßig komplexe Kohlenhydrate, 2-3 Mal in der Woche Fleisch und ab und an fettreichen Fisch. Süßigkeiten gab es in Maßen, Fast Food und Co. wirklich nur ganz selten und zu besonderen Anlässen. 

Mit der Pubertät begann ich, Essen nicht nur als Mittel zum Zweck bzw. zur Energiebereitstellung und als Genuss zu sehen, sondern auch als Kompensation von Frust, Stress, Liebeskummer oder gar Langeweile. Ich aß mehr als mein Körper damals benötigt hätte. Ich war zwar nie fettleibig, außerdem war mein Körper schon immer eher kräftig und sportlich (letzteres inbs. auch aufgrund meiner sportlichen Karriere im Leichtathletik). Zu dieser Zeit hatte ich allerdings deutlich einige Kilos zu viel auf den Rippen. Ich war sehr unzufrieden mit mir und meinem Körper, was meistens aber nur in weiteren Essanfällen endete. Auch Sport stand nicht unbedingt auf der Tagesordnung (mit Leichtathletik hatte ich zu diesem Zeitpunkt kurz vorher aufgehört). Zwar probierte ich alle möglichen Diäten und Programme aus Zeitschriften, Internet und Co. aus, allerdings ohne jeglichen nachhaltigen Erfolg. Als Motivation diente mir tatsächlich das Poster einer weiblichen Silhouette (ich glaube es war Megan Fox) – selbstverständlich übertrieben schlank mit ausreichend Kurven und viel Photoshop – dennoch blieb die Wirkung aus. 

Das ging so lange, bis ich mich dazu entschied, mir Unterstützung von außen zu holen und ich an einem Ernährungscoaching teilnahm. Der Fokus des Programms lag insb. auf der Reflexion des eigenen Essverhaltens, was mir damals sehr die Augen öffnete: ich lernte meinen Körper und dessen Signale kennen, diese zu verstehen und auf sie zu hören und nahm im Gleichschritt ca. 8 Kilogramm ab. 

Einige Wochen nach dem Programm begann ich zusätzlich mit dem Krafttraining, was eine neue Leidenschaft in mir weckte. Ich gehe bis heute unglaublich gerne ins Fitnessstudio, Gewichte stemmen – zwar mal mehr, mal weniger intensiv, aber ich gehe. Die ersten Erfolge zeigten sich schnell: ich baute zwar einiges an Gewicht, das ich zuvor abgenommen hatte, wieder auf (bis heute sind sogar mehr als die 8 Kilogramm wieder oben drauf), allerdings in einer komplett anderen Zusammensetzung aus Muskelmasse und Fett. 

Wer schon einmal versucht hat, möglichst fettfrei Muskeln aufzubauen oder den eigenen Körperfettanteil ohne den Verlust von Muskelmasse zu senken weiß, dass das Training dabei nur einen kleinen Teil zum Erfolg beiträgt. Alles steht und fällt mit der Ernährung. Dementsprechend las ich mich in die verschiedensten Theorien rund um eine „gesunde“ und „sportgerechte“ Ernährung ein und probierte wieder einmal unterschiedliche Ernährungsstrategien aus. Je mehr Wissen ich mir aneignete, umso faszinierter war ich: nur kleine Unterschiede können bereits eine immense Wirkung erzeugen. Wenn man die Systematik hinter Kalorienbedarf, Stoffwechsel, Makro- und Mikronährstoffen und Co. versteht und lernt, auf seinen eigenen Körper zu hören, scheint es nahezu einfach, sich "richtig" zu ernähren. Und nicht nur mein Aussehen veränderte sich je nach dem wie ich mich ernährte, auch mein allgemeines Wohlbefinden, mein Energielevel, mein Zyklus und sogar meine Laune wurden (und werden!) dadurch beeinflusst, was ich tagtäglich zu mir nehme. 

Trotz aller Erfolge, die ich bis heute erzielt habe, weiß ich auch, wie viel Wissen, Aufwand sowie (Selbst-)Motivation notwendig sind, um sich „gesund“ zu ernähren und persönliche Ziele zu erreichen. Während z.B. Training nur ca. 1h Disziplin am Tag erfordert, benötigt die Ernährung 16h am Tag volle Aufmerksamkeit (wenn wir 8h Schlaf einmal abziehen). Dennoch bin ich davon überzeugt, mit dem entsprechenden Wissen, festen Routinen und dem richtigen Mindset die eigene Ernährungsweise und –verhalten nachhaltig verändern zu können, um Ziele zu erreichen und sichtbaren Erfolg zu generieren. 

Auch ich befinde mich weiterhin auf einer langen Reise. Ich arbeite z.B. jeden Tag daran, neu etablierte Routinen aufrecht zu erhalten und nicht wieder in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Es erfordert jeden Tag aufs Neue den Willen, an sich selbst zu arbeiten, sich selbst zu reflektieren und sich weiterzuentwickeln, um jeden Tag ein Stück weiser, besser und stolzer zu werden. 

Deine Lydia 

Liebe*r Leser*in, 

Reise.

Meine